Schliffformen und Entwicklung vom Altertum bis Neuzeit

Der Diamant ist das härteste Mineral > Härte 10 nach der Mohs Skala (von Friedrich Mohs, *1773 – †1839 entwickelt). Die Härteskala von 1 bis 10 beginnt mit Talk der Härte 1, wobei die Schleifhärte des Diamanten 140mal höher ist wie bei einem Korund (zum Beispiel Saphir, Rubin) mit der Härte 9 nach Mohs.

Diamanten können nur mit Diamantpulver geschliffen und poliert werden. Da der Diamant meistens in der Grundform eines Oktaeders vorkommt, wurde im 11. Jahrhundert in Europa der sogenannte Spitzstein nur geglättet oder leicht poliert. Dieser Vorgang des Bearbeitens von Diamanten reicht zurück bis ca. 3.800 Jahre v. Chr. wie Funde aus Indien belegen, da noch keine Facetten geschliffen werden konnten.

Um ca. 1400 war man in Europa in der Lage die Spitze des Rohdiamanten-Oktaeders zu kappen, wodurch eine meist unregelmäßige Tafel entstand. Diese entstandene Form bezeichnet man als Tafelstein oder Dickstein. Die Anfänge des Facettenschleifenes eines Diamanten machte ein Belgier namens Lodewyk van Berken, der um ca. 1475 eine Diamant-Schleif- und Polier-Scheibe entwickelte.

Die Diamant-Schliff-Entwicklung

Der Schliff ab ca. 1550, benannt als „einfaches Gut“, hatte acht Facetten auf dem Oberteil plus Tafel sowie acht Facetten seitlich am Unterteil sowie eine abgeflachte Spitze am Unterteil – die sogenannte Kalette und eine Rundiste am äußersten Außenbereich als Abgrenzung zwischen Ober- und Unterteil.

16. Jahrhundert – der Rosenschliff

Der einfache Rosenschliff hat ein flaches Unterteil und 3 oder 6 Facetten am Oberteil (Diamantrauten). Die sogenannte „Antwerpener Rose“ hat 12 Facetten: 6 Dreieckfacetten im Mittelbereich des Oberteils und 6 trapezförmige Facetten am Oberteil Außenbereich. Der „einfache Holländische Rosenschliff“ ist unterhalb der Rundiste flach, oberhalb mit 24 Facetten in Dreieckform geschliffen. Die „Doppelt Holländische Rose“ hat 24 in Dreieckform geschliffene Facetten am Oberteil und dieselbe Anzahl und Form von Facetten am Unterteil. Ab ca. 1650 kam der „Mazarin Schliff“ oder auch „zweifaches Gut“ auf, mit 16 Facetten plus Tafel am Oberteil und 16 Unterteil-Facetten plus Kalette facettiert und Tafel insgesamt 34 Flächen.

Briolette Schliff

Der Briolette Schliff war im 17. Jahrhundert sehr beliebt bei den Adligen aus dieser Zeit. Er hat die lang gezogene Form eines Tropfens, ist rundum mit dreieckigen oder viereckigen Facetten geschliffen. Wenn die Spitze mit lang gezogenen, längs geschliffenen Facetten versehen ist, nennt man diese Schliffart „Pampel Schliff“.

Vinzent Peruzzi entwickelte im 18. Jahrhundert den „Peruzzi Schliff“ mit 32 Oberteilfacetten und 24 Unterteilfacetten plus Tafel und facettierter Kalette. Diesen gibt es in vielen Altschliff Varianten und Namensgebung.

Anzumerken ist, dass die Rundiste der Altschliffarten von diesen Diamantschliffen noch keiner runden Kreisform entsprach:

Vorstufe zum Brillant Schliff

Der Old European Cut mit seiner fast annähernd runden Rundiste – der sogenannte und bekannte Altschliffdiamant – fand Anwendung zwischen ca. 1890 und 1930.

Merkmale: Kleine Tafel, hohes Oberteil, 32 Oberteil- und 24 Unterteil-Facetten, große facettierte Kalette, gut sichtbar beim Blick durch die Tafel, nicht ganz kreisrunde Rundiste – meist starke Rundiste.

Vinzent Peruzzi entwickelte im 18. Jahrhundert den „Peruzzi Schliff“ mit 32 Oberteilfacetten und 24 Unterteilfacetten plus Tafel und facettierter Kalette. Diesen gibt es in vielen Altschliff-Varianten und Namensgebungen.

Anzumerken ist, dass die Rundiste der Altschliffarten von diesen Diamantschliffen noch keiner runden Kreisform entsprach:

Brillant Schliff - ab ca. 1910 Entwicklungsanfang bis heute weiter entwickelt

Der „Brillant“ ist ein Diamant im Brillantschliff. Er zeichnet sich gegenüber dem Altschliff-Diamanten durch seine annähernd runde bis perfekte Kreisform aus. Die Rundiste ist beim Brillantschliff meist feiner, der Brillant hat eine kleine oder nicht vorhandene Kalette, eine größere Tafel, ein niedrigeres Oberteil, eine nicht so starke Rundiste sowie eine zulaufende Facetteneinteilung. Es wird zunehmend mehr Wert auf Proportion, Symmetrie und Politur gelegt.

Ab 1911 wurden beim Brillant Schliff auch Eigenschafften wie Lichtbrechung, Dispersion, Proportion, Symmetrie-Verhältnis berücksichtigt.

1919 hat der belgischer Mathematiker Marcel Tolkowsky die Abmessungen und Winkel für einen Brillant Schliff errechnet, um eine bessere Dispersion und Brillanz zu erreichen – der Tolkowsky-Brillant. Diese Maßtoleranzen gelten in Nordamerika heute noch als Standard für die Schliffgraduierung. Die Berechnungen für bestmöglichste Lichtausbeute der Dispersion und Brillanz durch Gradzahl der Winkel, Proportion und Tafelgröße wurden seitdem erforscht und traten hervor als Brillanten verschiedener Proportionen, Symmetrie und Winkelberechnungen wie u.a.

Johnson und Roesch > Ideal-Brillant
Eppler > Feinschliff der Praxis
Parker > Parker-Brillant
Tillander > Skandinavischer Brillant ist Standard für Skandinavien
Eulitz > Eulitz-Brillant, kommt dem Feinschliff der Praxis sehr nah
1926
1939
1951
1969
1972

Hier noch ein paar interessante Schliffe:

Treppenschliff genannt, weil der Schliff stufig wie Treppenstufen vor einem Portal wirkt oder anzusehen ist.

Smaragd Schliff oder Achteck Schliff – ca. um 1900
Kurze Rechteckform, wobei die vier Ecken abgeflacht werden, dadurch entsteht eine Achteckform im Treppenschliff.

Baquette Schliff
Stab- oder Stäbchen (4 Ecken) in Form eines langen Rechtecks im Treppenschliff. Sehr beliebt in der Zeit des Art Déco. Heute noch sehr geschätzt wegen seiner bestechenden Brillanz, daher werden nur Rohsteine mit hohem Reinheitsgrad verwendet.

Trapez Schliff
Ist ein Treppenschliff in Trapezform, wobei die zwei längsten Seiten gleich lang sind und von den zwei kurzen Seiten eine kürzer ist wie die andere.

Triangel Schliff
Auch der Dreieck Schliff genannt – ist ein Treppenschliff mit 3 Ecken, wird auch als Phantasie Schliff bezeichnet.

Drachenschliff
Der sogenannte Drachenschliff oder auf Englisch der „Kite Step Cut“ ist ein Treppenschliff in Form eines flugfähigen Drachens.

Hat 8 Facetten unterhalb der Rundiste und 8 Facetten oberhalb der Rundiste plus Tafel 17 Flächen. Findet oft Anwendung bei Kleinst-Diamanten zwischen 0,01 – 0,03 ct. Durch eine größere Fläche der Facetten bei Kleinst-Diamanten im Achtkant Schliff entsteht eine leichte Verbesserung der Brillanz. So auch beim Sechzehnkant Schliff (Swiss Cut) mit insgesamt 32 Facetten ohne Tafel.

Ist ein Treppenschliff in quadratischer Form, aber ohne abgeschrägte Ecken wie beim Smaragd Schliff.

Ähnelt dem Smaragd Schliff, ist aber kein Treppenschliff wegen der langgezogenen und gekreuzten bzw. scherenartig angelegten Facetten. Dieser Schliff war schon im 16. Jahrhundert bekannt.

Ist ein Tropfenschliff mit Einkerbung, um eine Herzform anzudeuten. Es gibt viele Varianten mit ca. 57 Facetten – meist ein Symbol für Liebende.

Ovale Schliffform abgeleitet von der Form vom Brillant Schliff. Erfunden von Lazare Kaplan und seit den 1960er Jahren im Handel.

Wird auch wegen seiner länglichen Form Schiffchen oder auch Marquisen Schliff genannt. Seine Form soll angeblich von der Form des Mundes der schönen Marquise Jeanne de Pompadour, der Geliebten des Königs Ludwig XV. (1710 – 1774), inspiriert sein, welcher Steine mit solchen Schliff im 18. Jahrhundert in Auftrag gab. Eine Weiterentwicklung des Schliffs wurde in den 1960er und 1970er Jahren sehr beliebt.

Der Tropfen Schliff wird auch Pendeloque Schliff genannt. Die Bezeichnung stammt aus dem Französischen und bedeutet „Pendel“.

Dieser Schliff mit seinen 12 treppenförmig angelegten Facetten am Unterteil sowie 8 dreieckige Facetten am Oberteil und einer quadratischen Facette wurde in Frankreich entwickelt und es gab ihn schon im 15. Jahrhundert. Wurde sehr gerne in der Zeit des Art Déco verwendet.

Seine quadratische Form wurde 1979 in Israel in vielen Facettenanordnungen entwickelt. Überwiegend  Edelsteine in ihrer Grundform mit 57 Facetten, aber auch mit bis zu 146 Facetten werden auf dem Markt gehandelt. Dieser Schliff wird sehr gerne für Ringe verwendet.

1902 von Joseph Asscher aus Holland kreiert und patentiert.

Als Treppenschliff quadratische Form mit 58 Facetten, die vier Außenecken abgeflacht wie beim Smaragd Schliff. Fand Anwendung beim Cullinan (größter Rohdiamant). Circa 100 Jahre später wieder ein sehr beliebter Schliff. Im Jahr 1999 erweiterte Edward und Joop Asscher das Original von Joseph Asscher Schliff von 58 auf 74 Facetten im Treppenschliff dem sogenannten „Royal Asscher Cut“.

Cabochon Schliff

Dieser Schliff wird nicht bei Diamanten angewendet. Er hat keine Facetten, sondern ist eine ovale oder runde Schliffform. Die Oberseite ist gewölbt, an der Unterseite aber flach – der sogenannte Cabochon. Ist die Oberseite und die Unterseite gewölbt handelt es sich um den „Doppelten Cabochon“. Durch die Wölbung treten die Effekte mancher Edelsteine besser hervor.

Um einige zu nennen:

Opal: Das wechselnde Farbenspiel auch Flash genannt.

Saphir/Rubin: Katzenaugeneffekt, Sterneffekt alias Asterismus.

Opal wie Welo Opal Äthiopien, Feuer Opal Mexiko, Granat, Rubin, Saphir, Smaragd und Tansanit.

Der Sterneffekt – Asterismus genannt – kommt auch bei den Granaten vor.  

Die Schliffart Cabochon findet auch bei Quarzen Anwendung.

Hornblende Fasern, Rutil-Nadeln um Struktur und Schattierung besser hervorzuheben.

Hier ein Paar Quarzvarianten:

Rosenquarz, Rauchquarz, Bergkristall, Amethyst, Citrin, Prasiolith, Chalcedon, Chrysopras, Karneol, Falkenauge, Katzenauge, Tigerauge, Achat, Aventurin, Jaspis, Mondstein und Blau Quarz sowie Malachit, Lapislazuli, Türkis und Koralle.

Trillion Schliff

Trilliant Cut ist ein Dreieck Schliff mit gebauchten Seiten und hat 25 Facetten am Oberteil und 19 Facetten am Unterteil. Bei diesem Schliff sollten alle drei Seiten gleich lang sein. Kam um ca. 1962 in New York in den Handel.

Des Weiteren sind noch viele weitere Schliffarten abgeleitet durch die Grundschliffarten entstanden.

Weitere Fantasieschliffe:

Rund wie ein Brillant, aber mit Tafel und Kalette 86 Facetten gesamt.

Ebenfalls rund mit Tafel und Kalette 102 Facetten gesamt.

Der Radiant aus Smaragd und Brillant Schliff mit 70 Facetten kommt in vielen Facettenkombinationen vor.

Die Form der angelegten Facetten ist viereckig.

Dieser Schliff ist ein achteckig modifizierter Brillant mit 65 Facetten und wurde 1992 in New York patentiert.

Wurde entwickelt von Dr. Ulrich Freiesleben in den 1980er Jahren mit 16 Facetten auf der Oberseite oberhalb der Rundiste und 16 Facetten auf der Unterseite unterhalb der Rundiste. Alle Facetten laufen von der Rundiste aus pyramidenförmig zu, unten wie oben, deshalb oben ohne Tafel.

Oberhalb flache Kuppel im Rosen Schliff mit viereckigen Facettenanordnung, unterhalb Brillant Schliff.

Weitere Fantasievarianten im Diamantschliff:

Die nächsten fünf Schliffformen ähneln Blumen – entworfen von Gabriel Tolkowsky in den 1980ern zum Zwecke der sehr hohen Lichtwidergabe, Rentabilität von bestimmten Rohsteinformen. Das Sparen am vorhandenen Rohmaterial und ungewöhnlicher Schliffqualität bezüglich der Anordnung der Facetten und deren Winkel steht hier im Vordergrund.

Namentliche Aufzählung:

Crown of Light Cut

Ist ein mit 90 Facetten umgewandelter Brillant, der im Jahr 2003 patentiert wurde und in Namibia geschliffen wird. Wiegt ca. 10 % mehr als ein Brillant mit gleichem Radius. Anzumerken ist, dass dieser Crown Of Light perfekt geschliffen wird – nur unter ein Grad Abweichung. Die Brillanz ist höher als bei einem Brillant. Das Oberteil hat eine hohe Lichtwidergabe.

Gabrielle Cut

In den 1990ern Entwarf Gabriel Tolkowsky eine Schliffvariante für Tropfen mit 99 Facetten, Brillant, Oval, Navette und Herz Schliff mit je 105 Facetten insgesamt.

Bei den Schliffarten Tropfen, Oval, Navette und Herz verschwindet das „Smokingfliegenmerkmal“ im unteren Teil und der Stein wirkt optisch größer. Im oberen Außenbereich erhält man eine besonders hohe Dispersion.

Zum Schluss noch ein paar Namen von Fantasieschliffen:

und es gibt noch viele hundert weitere Fantasieschliff Kreationen!